13.05.2016
Hallo mein süßer Paul,
heute vermisse ich Dich ganz besonders stark. Darum wollte ich Dir auch heute unbedingt schreiben. Wenn ich Dir schreibe ist der Schmerz darüber das Du nicht bei uns ist, für einen Moment nicht ganz so groß. Ich fühle mich Dir dann sehr nah und hoffe das Du es auch fühlen kannst, dort oben bei den Sternen. Ich möchte dir heute auch Deine Geschichte weiter erzählen und zwar von dem Moment, in dem ich wusste das Du bei mir bist. Das war für Mama ein ganz besonderer Moment und ich glaube auch nicht alltäglich.
Das war am 23.12.2015. Wir hatten ja schon im Frühling beschlossen das Papa und Mama gerne ein Kind bekommen wollten. Bisher war aber noch kein Baby in Sicht und trotz aller guten Vorsätze das alles entspannt und ohne Druck an zu gehen wurde ich langsam etwas ungeduldig. Und gerade in diesem Dezember hatte ich eigentlich nicht mit Dir gerechnet. Warum weiß ich nicht…. Aber es war so. Vielleicht damit ich später nicht so enttäuscht wäre wenn es wieder nicht geklappt hätte.
Nun war also der 23.12., einen Tag vor Weihnachten. An diesem Tag ist auf Mamas Arbeit immer jede Menge los und noch viel zu tun. Aber an diesem Tag findet auch immer schon der erste Weihnachtsgottesdienst statt, den Mama besuchen wollte. Kurz bevor der Gottesdienst los ging hatte ich noch ein wenig Zeit und nutzte die Zeit im Büro um etwas zur Ruhe zu kommen. Mir war den ganzen Tag sehr, sehr warm. Zu warm für Dezember, obwohl dieser Dezember sehr mild war. Zudem war ich sehr müde, was ich aber dem Stress zugeschrieben habe. Ich stand in meinem Büro und schaute aus dem Fenster und fühlte mich irgendwie komisch, aber gut. So richtig wusste ich nicht was das war. Ich habe auf jeden Fall schon wahrgenommen das etwas anders ist als sonst. Als ich dann im Gottesdienst saß und dem Pfarrer zuhörte, da wusste ich auf einmal was anders ist. Ich wusste, ich bin nicht mehr allein. Ich habe es auch genau so gedacht: „Du bist nicht mehr allein“, schoss es mir durch en Kopf. Gleichzeitig fühlte ich mich so gut und zufrieden und sehr, sehr glücklich. Ich dachte noch kurz daran mir noch schnell eine Test zu besorgen, entschloss mich aber dagegen. Wenn ich mich irre, dachte ich, bin ich so traurig und so warte ich lieber ab. Weihnachten und das Wochenende kamen und das Gefühl Dich bei mir zu haben blieb, genauso wie diese große Freude die tief aus mir heraus zu wachsen schien. Jeden Tag mehr. Wir haben an den Feiertagen noch Deine beiden Omas besucht. es war sehr schön die Zeit mit der Familie verbringen zu können. Als wir dann nach Hause kamen hielt ich es nicht mehr aus und habe endlich einen Test besorgt. Dieser bestätigte mir nur das, was ich die ganze Zeit über wusste. Du bist da!!!! Endlich angekommen bei mir, bei uns!!! Dein Papa hat sich auch so sehr gefreut… obwohl ihm auch ein wenig komisch war, glaube ich.
Das war für Mama ein unglaubliches Gefühl und mit nichts zu vergleichen. Wir hatten von Anfang an eine sehr enge Bindung zueinander. Im Nachhinein habe ich oft gedacht, das es vielleicht so war, weil wir irgendwo ganz tief in uns drin wussten, das unserer Zeit miteinander sehr kurz sein würde.
So haben wir die tolle Nachricht auch recht schnell allen erzählt. Deinen Omas noch in der selben Woche. Wir sind sie noch mal besuchen gefahren und haben ihnen direkt von Dir erzählt. Auch unseren Freunden und auf der Arbeit wussten es sehr schnell alle. Mama konnte das nicht für sich behalten. Zu groß war die Freude. Manche Menschen sagen es sei besser erst nach 12 Wochen anderen Menschen von dem Baby zu erzählen. Dann hat das Baby das schwierigste der Schwangerschaft geschafft und vorher könne noch so viel passieren. Mama und Papa sind da anderer Meinung…. wir glauben fest daran, das es genau so gut war für uns und für Dich. Wir haben so viel mit anderen Menschen geteilt, vor allem unsere Freude und sind sicher das du es gespürt hast und dich bestimmt darüber gefreut hast. Und wenn wir daran glauben, dann haben wir für uns und für dich alles richtig gemacht. Hätten wir uns an die 12 Wochen gehalten, dann hätten wir nur eine sehr kurze Zeit mit anderen Menschen unsere Freude teilen können, denn in SSW13+2 kam die schlimme Nachricht das Du so schlimm krank bist. Die Ärzte konnten es vorher nicht erkennen, du warst zu klein…. So hatten wir später aber ganz viele Menschen die uns unterstützen wollten, auch wenn wir einen anderen Weg gewählt haben… Außerdem wussten alle warum wir so traurig sind und wir mussten das niemanden mehr erklären. Mama ist lange auf der Arbeit ausgefallen und da war es gut das alle schon von dir wussten.
Du mein lieber Schatz, warst so sehr gewollt und geliebt und herbei gesehnt, das es mir jetzt wieder das Herz bricht Dich nicht bei mir haben zu können. Du hast unser Leben verändert und vieles bewegt und bewirkt. Davon werde ich Dir noch berichten mein Schatz. Für heute beende ich den Brief und schreibe Dir ganz bald wieder!!!!
Ich drücke Dich ganz fest und schicke Dir 1000 Küsse zum Himmel….
Deine Mama