Sternenkinderbeerdigung am 13.07.16

Hallo ihr Lieben,

es war nun also so weit und die Beerdigung unseres Pauls und 8 weiteren Sternenkinder hat statt gefunden. Wir haben ja lange auf diesen Tag gewartet. Um genau zu sein ein viertel Jahr lang. So lange blieb Paul noch im Krankenhaus. Wer meine vorigen Artikel gelesen hat der weiß warum wir uns für diese Form der Beisetzung entschieden haben und somit auch die lange Wartezeit in kauf genommen haben. Wer das noch einmal nachlesen möchte der findet diese Informationen unter : http://www.briefe-an-paul.de/2016/06/30/sternenkinderbeisetzung/#more-51

Ich möchte Euch hier nun einen ausführlichen Bericht zu diesemTag schreiben.

Die Tage kurz vor der Beerdigung waren die schlimmsten. Aufeinmal und mit einem Schlag war alles wieder sehr nah und so präsent für mich, als wäre es gestern gewesen. In diesem viertel Jahr haben mein Mann und ich sehr viel Trauerarbeit geleistet und sind weit gekommen. Nun war der Tag des endgültigen Abschieds so nah und ich sollte Blumen bestellen und mich um eine Möglichkeit zum anschließenden Kaffee trinken kümmern. Ich hätte nie gedacht wie schwer das noch einmal für mich wird. Mein Mann hat mich wunderbar unterstützt und hat mich aufgefangen wenn ich dann wieder einen Zusammenbruch hatte. Ich bin davon ausgegangen das ich schon so viel geschafft habe und so viel schlimmes erlebt habe, das ich darauf gut vorbereitet bin und diesen Tag , zwar mit viel Schmerz und Tränen, aber doch irgendwie „gut“ überstehen würde. Ein paar Tage vorher aber, überfiel mich wieder diese unglaublich große Angst. Diese Angst habe ich in den letzten Monaten oft gespürt. Die Angst das nicht zu schaffen, zusammen zu brechen oder es einfach nicht zu überleben. Ich weiß das das sehr irrational klingt, aber in einer solchen Ausnahmesituation übersteigt das was vor einem liegt oftmals die Vorstellungskraft von dem was man tatsächlich im stande ist zu leisten. Der Gedanke nun endgültig mein Kind zu Grabe tragen  zu müssen, quälte mich so sehr und lähmte mich regelrecht. Die letzten Tage auf der Arbeit waren unglaublich anstrengend und es war gut das ich mir eine ganze Woche Urlaub genommen habe. Hier möchte ich auch mal unseren Arbeitgeber dankend erwähnen, der meinem Mann und mir jeweils 2 Tage Zusatzurlaub für die Beerdigung gewährt hat.

Ich habe wieder viel geweint in den Tagen vor der Beerdigung und die Gedanken daran das der Plan doch ein anderer war und das ich nun bald in den Mutterschutz gegangen wäre und zum Geburtsvorbereitungskurs waren unaufhörlich da und ließen mich wieder nicht zur Ruhe kommen. Auch die schlimme Frage nach dem „Warum??“ war wieder da…… Ich hatte das Gefühl emotional noch mal an einen Punkt zurück zu gehen von dem ich dachte ihn schon überwunden zu haben. Wir waren auch zuvor noch einmal bei der Beratung gewesen und die Frau sagte uns, sie sei sicher wir würden nach der Beerdigung eine große Erleichterung verspüren und könnten uns danach endlich richtig erden und unser Leben, zwar auf einer anderen Ebene als zuvor, aber dennoch gut weiterführen. Ehrlich gesagt konnte ich das nicht glauben. Alles war für mich auf einmal wieder schlimm und es war auch keine Besserung in Sicht. Heute 3 Tage nach der Beerdigung glaube ich, sie könnte recht haben ….. 😉

Am Tag selbst war ich nach einer kurzen Nacht schon sehr früh wach. Habe das aber genutzt um mich mit Ruhe fertig zu machen und dann am Vormittag die letzten Erledigungen zu machen, wie die Blumen ab holen, noch mal in Ruhe mit dem Hund raus usw. Ich habe dann doch noch mal bei dem Verein angerufen der die Sternenkinderbeisetzungen organisiert.Ich hatte die ganze Woche überlegt ob ich das noch mal machen soll oder nicht…. Auf der einen Seite wollte ich gerne wissen wie alles abläuft, andererseits hat mir das auch alles so real gemacht, das ich mich ehrlich gesagt davor gedrückt habe. Am Tag der Beisetzung aber war die Unsicherheit aber so groß, das ich kurzer Hand dann doch noch anrief um meine letzten Fragen zu klären. Das war auch sehr gut, denn so hat mir die nette Frau noch gesagt das wir Luftballons zum steigen lassen holen und mitbringen könnten, wenn wir das wollten. Das haben wir natürlich gerne gemacht und es war wunderschön.

Gegen 12 Uhr am Mittag haben wir uns dann auf den Weg nach Wiesbaden gemacht, sind vorher noch am Luftballongeschäft vorbei gefahren und haben eine schöne Traube aus weißen und blauen Ballons geholt. Von da aus ging es zum Friedhof. Vor dem Friedhof haben wir uns ersteinmal gesammelt und auf unsere Verwandten und Freunde gewartet die ebenfalls von Paul Abschied nehmen wollten und auch uns mit ihrer Anwesenheit unterstützen wollten. Dazu möchte ich auch noch einmal mehr sagen….

Wir haben unglaublich viele „Unterstützer“. So nenne ich mal unsere Mütter und Brüder, einige Freunde und Arbeitskollegen. Diese haben in der schweren Zeit der Diagnosestellung, der Entscheidungsfindung, der Zeit im Krankenhaus und eigentlich von Anfang an und bis hierhin alles für uns getan, was möglich und notwendig war. Zu diesem Thema wird es später auch noch einen eigenen und ausführlichen  Artikel geben. Wir wissen aber, dass dies leider nicht selbstverständlich ist. Es gibt Familien, Paare und sogar Mütter die da ganz allein durch müssen, da das Umfeld sich aus den verschiedensten Gründen nicht dazu in der Lage sieht die entsprechende Unterstützung zu leisten. Daher wissen wir, wie reich beschenkt wir sind mit den Menschen die für uns da sind und uns begleiten und speziell an diesem Tag uns sehr beigestanden haben. Wir waren insgesamt 10 Personen.

Als dann alle da waren sind wir gemeinsam in die Trauerhalle gegangen. Dort wurden wir sehr nett empfangen und ich bekam eine Blüte aus Papier auf die ich Pauls Namen schreiben konnte. Der kleine Sarg war in der Trauerhalle aufgebahrt und wunderschön mit Sonnenblumen geschmückt. Dieser Anblick traf uns natürlich mitten ins Herz und wir konnten die ersten Tränen nicht zurück halten. Paul noch einmal ganz nah zu sein hatte wirklich etwas bitter-süßes…. Es wurde dann eine wunderschöne ökumenische Trauerfeier gehalten. Davon war ich auch sehr beeindruckt, da ich zuvor noch nie an einem ökumenischen Gottesdienst teilgenommen hatte. Bevor wir gemeinsam zu dem Gräberfeld gingen, stellten sich alle im Halbkreis um den Sarg auf und es wurden kleine Glastränen verteilt. Anschließend wurde ein Krug mit Wasser herum gereicht in den jeder seine Träne warf. Mit diesem Wasser wurde später am Gräberfeld ein kleiner Rosenstock gegossen, der auch dort eingepflanzt wurde. Dies sollte als Symbol dafür gelten, dass auch aus etwas das unendlich, großen Schmerz bedeutet und viele Tränen geweint werden, wieder was  schönes entstehen kann. Ein Symbol der Hoffnung…. Nachdem jeder seine Träne in den Krug geworfen hatte gingen wir gemeinsam und ganz still hinter dem kleinen Sarg zum Gräberfeld. Dort wurden dann zunächst die Namen der Sternenkinder vor gelesen und die jeweilige Blüte wurde mit einer Kerze in einem kleinen Teich schwimmen gelassen. Auch das war sehr ergreifend. Der Rest lief ähnlich ab wie bei jeder Beerdigung auch. Der Sarg wurde in die Erde gelassen und jeder der wollte konnte am Grab noch einmal Abschied nehmen. Als letztes wurden die Luftballons steigen gelassen. Das war so wunderschön…. Mein Mann und ich haben versucht ihnen nach zu schauen bis es nicht mehr ging.

Wir sind dem Verein „Sternengarten e.V.“(http://www.sternengarten-wiesbaden.de/)  so dankbar für diese Möglichkeit und diese tolle Arbeit. Die Beisetzung war so würdevoll und besonders… Eben genau das richtige für so besondere Kinder wie unsere Sternchen.  Im Anschluss gab es noch die Möglichkeit zum gemeinsamen Kaffee trinken und Gespräche führen.

Alles in allem war der Tag für mich nicht so schlimm wie ich es mir vorgestellt hatte. Nun überwiegt das Gefühl der Erleichterung, einen Platz für Paul zu haben, zu dem auch wir gehen können wann immer wir möchten.  Wann wir Paul das nächste mal dort besuchen werden weiß ich noch nicht. Spätestens im September zu seinem eigentlichen Geburtstermin nehme ich mal an, aber vielleicht wird es auch früher.

Wir haben mit der Beerdigung alles getan, was wir für Paul tun konnten und nun beginnt eine neue Zeit für uns. Wir schauen nun wieder nach vorne, zuversichtlich in die Zukunft. Wir trauern weiter um unseren kleinen Jungen den wir so sehr vermissen und ihn so gerne bei uns gehabt hätten. Aber unser Leben sollte wohl so verlaufen. Mit Paul im Herzen, für immer, werden wir weiter Leben und unsere Ziele und Träume verfolgen. Der größte Traum ist wohl Paul ein Geschwisterchen zu schenken….

Wir werden sehen….

Alles Liebe

Jessica

 

 

 

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2 Kommentare zu Sternenkinderbeerdigung am 13.07.16

  1. lemimary sagt:

    Du bist und wirst eine der besten Mama’s auf der ganzen Welt!
    Dein Mann ist einer und wird einer der besten Papa’s auf der ganzen Welt!

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