Brief #5 Die ersten turbulenten, aber auch schönen Wochen, SSW 5-13

18.05.2016

 

Lieber Paul,

nun sind schon ein paar Tage vergangen seit dem letzten Brief und heute musste ich dir unbedingt wieder schreiben. Ich vermisse Dich wirklich sehr und kann es immer noch nicht fassen, dass alles so kommen musste. Es ist wirklich unfair… Das schlimmste im Moment ist wohl das ich akzeptieren muss, dass es nie eine  Antwort auf die Frage nach dem „WARUM“ geben wird. Medizinisch gesehen gibt es keine Antwort darauf, warum deine Entwicklung nicht richtig funktioniert hat. Es wird wohl für immer das Geheimnis der Natur bleiben….

Ich möchte Dir aber heute weiter von Deiner Geschichte erzählen, denn nun begann für Mama und Papa schon einmal eine recht turbulente Zeit. Die Feiertage waren vorbei und das neue Jahr hatte begonnen. So hatte auch die Arztpraxis wieder auf. Mama hat endlos versucht dort an zu rufen und einen Termin zu bekommen. Erst nach vielen, vielen Versuchen hatte ich jemanden am Telefon und war dann erst einmal sehr enttäuscht als ich erst für 1 1/2 Wochen später einen Termin bekam. Die Arzthelferin erklärte mir aber, das Du noch so klein seist und man noch nicht wirklich was erkennen könne auf dem Ultraschall. In einer guten Woche wäre da schon mehr und dann sollte auch Dein Herzchen schon schlagen. Also hieß es erst mal warten. Später erfuhr ich dann noch das die Arztpraxis sich umstrukturierte und das zwei neue Ärztinnen nun dort arbeiteten. Die bisherige Ärztin von Mama hatte jetzt selbst ein Baby bekommen und arbeitete deshalb im Moment nicht viel. Das sollte noch etwas chaotisch werden dadurch. Mama ging es aber gut, bis auf eine Erkältung. Am 13.01.16 sollte der Termin sein an dem Mama dann ihre neue Ärztin kennen lernen sollte und auch der Mutterpass sollte da ausgestellt werden. Dann kam ein großer Schock… Am 10.01. hatte ich eine Blutung. Wir sind sofort ins Krankenhaus gefahren. Ich hatte solch Angst Dich zu verlieren…… Beim Ultraschall wurde aber festgestellt das du noch da bist…. Die Blutung hörte erste einmal auf und so freuten wir uns auf den Termin am 13. Dann kam die blöde Blutung aber wieder und da Mama ja das erste mal schwanger war und nicht wusste wie sie damit umgehen sollte fuhren wir einen Tag früher zum Arzt. An diesem Tag war aber die neue Ärztin von Mama nicht da und so musste ich zu einem Vertretungsarzt der ziemlich blöd zu Mama war und deinem Papa und mir sehr große Angst gemacht hat, da noch kein Herzschlag zu sehen war. Wir sollten bis Freitag warten. Der Termin am nächsten Tag wurde gestrichen und ich sollte mich bis dahin zu Hause schonen. Den Mutterpass hatte ich noch nicht bekommen…:-(

An diesem Freitag sind wir dann sehr aufgeregt und ängstlich zum Arzt gefahren. Diesmal war Mamas ehemalige Ärztin da. Schon wieder lernten wir die neue Ärztin nicht kennen. Aber das war ja gar nicht das wichtigste, wir wollten wissen ob Dein Herz jetzt angefangen hatte zu schlagen. Mama war richtig schlecht vor Angst. Die Ärztin hat lange auf das Ultraschall geschaut, bevor sie endlich sagte das da die Herzaktivität ist. Die Freude und Erleichterung war so groß…..

Ab da begann für uns erst einmal eine tolle Zeit. Wir hatten nun die offizielle Bestätigung. Bald lernten wir auch die Ärztin kennen die uns dann weiterhin betreut hat und den Mutterpass auf den ich so hin gefiebert hatte bekam ich auch. Ab da erzählten wir auch allen anderen von Dir. Mama und Papa waren damals (und sind es heute immer noch) so stolz auf Dich.  Wir werden Eltern dachten wir immer wieder. Das wir es schon längst waren wurde uns erst etwas später deutlich bewusst. Wir sind unendlich dankbar darüber das genau DU uns geschenkt wurdest. Vom ersten Moment war ich verliebt in dich… Schon da, wo du noch ein ganz kleines Würmchen warst und kaum auf den Ultraschallbildern zu erkennen… Aber du warst da und wurdest von uns geliebt!!! Auch wenn alles so traurig enden musste, sind wir dankbar dafür, Dich unser erstes Kind nennen zu dürfen…!! Wir waren einfach nur glücklich… fingen an konkrete Pläne mit Dir zu machen, die ersten Sachen für Dich zu kaufen, waren zu 100 % auf Dich eingestellt. Absolut lebensbejahend!!! In dieser Zeit fing auch unsere Pebbles (unser Hund) an, sich immer öfter mit ihrem Oberkörper auf meinen Bauch zu legen, wenn wir gemeinsam auf dem Sofa kuschelten. Es war so, als ob sie den Kontakt zu Dir suchen würde, denn vorher hat sie das eigentlich nie gemacht… Das waren immer ganz besondere Momente, in denen wir uns sehr nah waren. Ich war eine glückliche Mama!!! Ich spürte eine sehr tiefe Bindung zu dir, die mit jedem Tag wuchs und stärker wurde…..

Die Vorsorgeuntersuchungen verliefen in dieser Zeit immer gut. Der erste Ultraschall auf dem wir sehen konnten wie schön Du Dich bewegst war einfach nur unglaublich überwältigend. Ich weiß noch wie ich dachte: „Mein Kind!!! Ich würde alles für Dich tun!!!“ Insgesamt drei Termine zur Vorsorge hatten wir vor der Diagnose und aus jedem gingen wir glücklicher und freudiger raus als aus dem letzten.

Mein lieber Schatz…. Mama muss jetzt eine Pause machen, bevor ich von dem schlimmsten Tag in unserem Leben erzähle….

Ich hab dich lieb und schicke dir wieder 1000 Küsse!!!

 

Deine Mama

 

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Briefe an Paul veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.