Pauls Geburt – Ein (stiller) Geburtsbericht, meine Gedanken und Eindrücke

Hallo ihr Lieben,

Ich habe mich dazu entschlossen einen Geburtsbericht zu schreiben. Ich habe ja immer die Hoffnung das das hier Menschen lesen die sich in einer ähnlichen Situation befinden und ich würde mir sehr wünschen das sich andere Menschen aus unseren Erlebnissen was raus ziehen können.

Ich fange dann mal an….

Ab einem gewissen Zeitpunkt wussten wir ja das die Geburt vorzeitig eingeleitet werden musste. Wir hatten sehr viel Zeit um uns darauf vor zubereiten. Das hört sich jetzt glaube ich grausam an, im nachhinein sehe ich es aber als Geschenk an. Denn tatsächlich war es auch so, das ich nun eine Aufgabe hatte. Ich hatte Pauls Geburt zu planen. Im Prinzip wie bei jeder anderen Geburt auch. Ich schrieb einen Plan, packte meine Kliniktasche und besorgte Sachen für Paul die wir dort und nach dem Krankenhaus benötigten.

Das was ich nicht hatte und was ich wirklich ein wenig bereue, war eine Hebamme und somit die Geburtsvorbereitung. Ich hatte damals einen Termin mit einer Hebmme vereinbart, aber dann kam die Diagnose. Dies überschnitt sich alles und irgendwie wusste ich nicht genau was ich hätte mit der Hebamme besprechen sollen. Heute weiß ich, ich würde mir eine erfahrene Hebamme suchen die mich auf die stille Geburt vorbereitet. Wir waren ja durch die Beratung da schon gut aufgehoben, aber als ich im Kreißsaal war, hatte ich mir sehr gewünscht, ich wüsste wie man Wehen veratmet. Nun ja….. das ist aber wirklich das einzige das ich anders machen würde. Ich werde mir bei der nächsten Schwangerschaft sobald ich bescheid weiß eine Hebamme suchen, die auch Erfahrung mit Sternenmamas hat.

Während den Sitzungen bei der Beratung wurde mir immer klarer, das wir in der Lage sind ganz viel mit zu gestalten und uns nicht komplett unserem Schicksal ergeben müsen. Es gibt noch Dinge auf die ich einfluss hatte und das wollte ich nutzen. Das erste war die verbeleibende Zeit zu gestalten, als Familie. Das war unsere Familienzeit. Viel zu kurz und viel zu tragisch, aber sie war da und es lag nun an uns. Und wir haben das genutzt. Das war ganz wichtig. Wir erkannten, durch die Hilfe der Beratung, das es gut ist zu trauern, aber auch mit Paul noch schöne Dinge zu tun, die uns Freude bringen und die ihm und uns gut tun. Es war das wichtigste was wir für unser Kind tun konnten. Es gab dann also bis zur Geburt die Tage und Momente an denen ich weinte, schrie, schimpfte und Gott und das Schicksal verfluchte…. Es gab aber auch die Zeiten in denen ich meinen Bauch hielt und streichelte,  mich daran freute das Paul da war und mit ihm sprach, Geschichten erzählte und auch mal mit ihm gesungen habe. Wir machten verschiedene Ausflüge und zwei Ausflüge sind uns ganz besonders in Erinnerung geblieben. An einem Tag sind wir ins Schwimmbad gefahren. Wir plantschten den ganzen Tag mit Paul in dem warmen Wasser und entspannten uns. Ich bin der Meinung , dass es Paul ganz besonders gut gefallen haben muss, denn am Abend auf dem Sofa spürte ich ihn in meinem Bauch Purzelbäume schlagen. An dem Wochenende vor der Geburt besuchten wir den „Garten der Schmetterlinge“. Es war wundervoll diese bunten Geschöpfe um einen zu haben, sie zu beobachten und diese Leichtigkeit von ihnen zu spüren. Lange saßen wir inmitten der Schmetterlinge, ganz still und genossen diesen Anblick. Seitdem haben die Schmetterlinge eine ganz besondere Bedeutung für uns.

Einige praktische Dinge erledigte ich mit meinem Mann auch noch in dieser Zeit: Paul brauchte was zum anziehen und ein „Bettchen“ in das er nach der Geburt kommen sollte. Ich kann jedem nur empfehlen, so sehr es auch schmerzt, zuvor im Krankenhaus zu Fragen ob es dort Mosekörbchen oder ähnliches für die Sternchen gibt. Meisst gibt es leider für die kleinsten und leichtesten diese Dinge nicht. Das gleiche gillt auch für Bekleidung. Die Sternenkinder sollen ja auch nicht so verloren wirken, finde ich. So wollte ich es zumindest für Paul. Die Bekleidung bekamen wir von der Beratungsstelle geschenkt. Dort gibt es ein Projekt, bei dem betroffene Eltern für andere Eltern und deren Sternenkinder Bekleidung nähen, denn zum kaufen gibt es für so kleine Kinder leider nichts oder wenig. Paul wog 180 Gramm und war 19 cm groß. Wir durften uns dann dort etwas aussuchen. Wir entschieden uns für einen kleinen hellblauen Schlafsack mit Kapuze.

An einem Tag sind wir dann für Paul einkaufen gefahren. Wir haben zum einen ein kleines Körbchen besorgt in das er gelegt werden sollte und wir haben im selben Geschäft Bilderrahmen, zwei wunderschöne Schmetterlingskerzen und eine Karte auf die die Hand und Füßabdrücke von ihm sollten besorgt. Das schwierigste aber war, das ich unbedingt eine Babydecke für in das Körbchen und ein Spielzeug bzw. ein Kuscheltier für ihn haben wollte. Das sollte bei ihm bleiben, da wir ja auch wussten das er noch einige Zeit im Krankenhaus bleiben musste, bis zur Beerdigung. Also haben wir ein Babygeschäft aufgesucht, wo wir auch fündig wurden. Aber das hat alle Kraft für diesen Tag gekostet die ich aufbringen konnte. Mit Paul im Bauch in ein Babygeschäft zu gehen und zu wissen, das wir nicht hier sind um die Babyerstausstattung zu kaufen. Heute bin ich stolz darauf das alles so gemacht zu haben und es gekonnt zu haben. Ich bin in dieser Zeit oft über mich hinausgewachsen und das hilft in der Gegenwart sehr mit diesem Verlust um zu gehen.

Als es dann Zeit war für den schwersten Gang meines Lebens, hatte ich meinen Plan, meine Tasche, Kleidung für Paul ect. Am Tag vor der stationären Aufnahme musste ich schon mal hin für die Voruntersuchungen und die Formalitäten. Ich lernte da auch das erste mal die Ärztin kennen die mich in den nächsten Tagen begleiten sollte. Ich habe sie alles gefragt und ihr vor allem all meine Vorstellungen gesagt. Und ich muss sagen, es gab dort kein “ das geht nicht“ oder „das ist nicht üblich“. Nein, man hat sich ganz nach mir gerichtet. Das war fantastisch. Ich sagte ihr am Vortag auch schon, das ich zur Entbindung in den Kreißsaal möchte. Dazu aber gleich noch mehr…. Man ist sehr rücksichtsvoll mit uns umgegangen. Ich wurde zum Beispiel auf der Station für Risikoschwangere aufgenommen und nicht auf der Wöchnerinnenstation. Dort war es sehr ruhig, da die meissten Patientinnen liegen mussten. Ich habe dort relativ wenig schwangere gesehen. Wir hatten ein Familienzimmer und mein Mann durfte die komplette Zeit bei mir bleiben, er schlief dort und war immer für ich da. Am Ende des Tages der Voruntersuchungen, stellte ich mich auch noch mal im Krankenhaus der Ärztin vor, die auch Pauls Diagnose gestellt hat. Sie arbeitet dort ebenfalls. Auch hier wurde noch mal alles in Ruhe in besprochen und auf meinen Wunsch hin ein letzter Ultraschall vorgenommen. Die Ärztin hat sich sehr viel Mühe gemacht, mir noch ein paar letzte wunderschöne Ultraschallbilder zu machen. Als dann alles fertig war für diesen Tag und wir uns von der Ärztin verabschiedeten, hatte auch sie Tränen in den Augen.

Heute steht eines der Ultraschallbilder von diesem Tag  auf Pauls Tisch neben der Kerze, eingerahmt in den Bilderrahmen den wir vorab gekauft hatten. Ich hatte Pauls Tischchen ebenfalls fertig bevor wir ins Krankenhaus gingen. Paul sollte seinen Platz in unserer Wohnung fertig haben wenn wir wieder heim kämen. So wie andere das Kinderzimmer einrichten, hatte ich seinen Erinnerungsplatz zu gestalten.

Am nächsten Tag wurde ich dann stationär aufgenommen. Wir bekamen ein Familienzimmer auf der Station für Risikoschwangere. Das Michi bei mir bleiben durfte über die komplette zeit war überhaupt keine Frage und wurde uns auch direkt so angeboten. Er schlief also bei mir und durfte ebenfalls das ungesalzene Krankenhausessen genießen 😉 Der leitende Oberarzt kam im Rahmen der Visite zu uns und sprach kurz mit uns. Ich kannte ihn bereits von der Fruchtwasseruntersuchung. Er meinte dann zu mir, dass ich mir keine Sorgen machen sollte, das ich keine Schmerzen aushalten müsste und nur in den Kreißsaal müsse wenn ich eine PDA bräuchte. Ansonsten könne ich zur Entbindung auf dem Zimmer bleiben. Was??? Panik umfasste mich, ich sah kurz zu der Ärztin mit der ich gestern gesprochen hatte, dann wieder zu dem leitenden Oberarzt und muss wohl sehr bestimmend gesagt haben, das wir das gestern schon besprochen hätten und ich auf jeden Fall in den Kreißsaal möchte. Das erstaunte ihn sehr. Er fragte mich warum ich das wolle. Ich brach sofort in Tränen aus, aber antwortete, das ich heute hier sei um mein Kind auf die Welt zu bringen und Kinder üblicherweise im Kreißsaal zur Welt kommen. Dafür hatte er Verständnis und sagte wenn ich das so wolle, dann würden sie sich danach richten. Ich denke ich sollte davor bewahrt werden andere schwangere zu hören, zu sehen oder gar die Babys schreien zu hören. Aber das war es mir Wert. Ich war fest entschlossen das auf mich zu nehmen, für Paul. Das war mir so wichtig und ich war mir so sicher das es richtig so ist, warum kann ich heute gar nicht mehr sagen. Intuition??? Oder ein Zeichen von Paul??

Später bekam ich dann das erste Mal das Medikament, das die Geburt einleiten sollte, aber da tat sich nichts. Damit hatten aber wohl auch alle gerechnet, die Ärztin meinte zwei mal müsse schon verabreicht werden bis die Wehen einsetzen würden. Ok… sechs Stunden später gab es die nächste Medikation. Aber auch damit tat sich nichts. Genauso ging es am nächsten Tag weiter. Für mich eine schlimme Zeit, denn so konnte ich viel grübeln, zweifeln, verzweifeln. Die Besuche der Klinikseelsorge haben mir etwas darüber geholfen und mein Mann natürlich. Michi hat in diesen vier Tagen Krankenhaus ganz besonders viel für mich getan. aber eigentlich genau wie in der vergangenen Zeit auch. Immer für mich da, mit allem Verständnis der Welt und einer Stärke, die ich an vielen Stellen nicht mehr aufbringen konnte. Er fragte, wenn was unklar war, organisierte und regelte. Er hielt mich wenn ich drohte zusammen zu brechen , wir sprachen und er saß bei mir am Bett so lange wie ich es wollte. Er litt mit mir, als ich wirklich hungerte, da ich mich nicht richtig traute zu essen, da ich ja nach der Geburt noch eine Vollnarkose vor mir hatte. Als ich es nicht mehr aushielt, organisierte er mir ein herlliches Teilchen, das ich voller Genuss gegessen habe. Ironischerweise setzten eine halbe Stunde nach dem ich das große Teilchen gegessen hatte die Wehen ein….. Aber das nur am Rande….

Am dritten Tag wurde die Medikation umgestellt, aber auch damit dauerte es noch bis Nachmittag aber dann setzten die Wehen ein. Immer wieder kam die Ärztin ob ich Schmerzmittel haben wollte. Ich lehnte ab, erstens war es nicht so schlimm und zweitens dachte ich immer, ich bekomme nichts mehr davon mit und weiß nicht wann es soweit ist wenn ich nicht spüre. Viel zu oft hatten die Ärzte zu mir gesagt, das ich keine Schmerzen aushalten müsse. Das hat mir wirklich Angst gemacht…..  Irgendwie irrational , aber so war es. Als die Abstände der Wehen kürzer wurden, ging es los in den Kreißsaal. in dem Moment überfiel mich Panik…. war es die richtige Entscheidung mit dem Kreißsaal und was wäre wenn Paul kommt und dann war alles nur ein Diagnosefehler…? Was wenn die Ärzte sich doch geirrt hatten?? Ihr müsst Euch vorstellen das das alles innerhalb von Sekunden in meinem Kopf ablief. Später erzählte ich das Michi und er sagte, er hatte in diesem Moment genau die selben Gedanken… 

Das mit dem Schmerzmittel hatte ich etwas zu lange hinaus gezögert und als ich das erste mal nach etwas verlangte, war es wohl schon etwas spät und ich hatte den Schmerzpunkt weit überschritten. Die Mittel schlugen nicht mehr an. Auch nicht als mein Zugang erneuert wurde, nachdem man feststellte das durch den alten nichts mehr durchging. Für eine PDA war es nun aber auch schon zu spät. So erlebte ich eine Zeit in der ich Schmerzen hatte, die ich so noch nie erlebt hatte. Irgendwann hatte der Wehenschmerz mich komplett vereinnahmt und es gab nichts mehr außer diesen Schmerzen. Michi war auch hier unbeschreiblich. Er war natürlich auch im Kreißsaal dabei und ich glaube die Hebammen waren auch froh das er da war und dafür sorgte, das ich genug Wasser hatte, mit dem ich in den Wehenpausen mich etwas stärken konnte und das jemand da war der sich meldet falls es nötig ist. Der Kreißsäle waren nämlich voll belegt und es waren nur zwei Hebammen plus die Ärzte im Kreißsaal. Ich hatte unbeschreibliche Schmerzen, aber irgendwie war ich froh über diese Schmerzen. Irgendwann erreichten die Schmerzen ihren Höhepunkt und ich dachte das geht nicht mehr….ich kann den Scherz nicht ertragen. Und in dem Moment kam Paul…..Als er da war bekam ich ihn auf die Brust gelegt und in diesem Moment war der körperliche Schmerz weg und der seelische war wieder da. Mit aller Macht brach alles aus mir heraus. Ich weinte und weinte um dieses so hübsche Kind, das ich nicht mit nach Hause nehmen konnte und um meinen Traum von der heilen Familie. Die Hebammen waren toll und dadurch das Paul genau während Spät- und Nachtdienst zur Welt kam, hatten wir das Glück noch eine weitere Hebamme kennen lernen zu können. Diese Hebamme war unbeschreiblich. Sie behandelte Paul wie jedes andere Kind auch. Mit meinem Mann zusammen wurde Paul gewogen, gemessen und angezogen. Ich durfte ja nicht auf stehen, da ich noch heftige Blutungen hatte und ja eigentlich unmittelbar nach der Geburt in den OP sollte. Aber da, derzeit alle Anästhesisten bei einem schweren Notfall beschäftigt waren durfte ich glücklicherweise noch ein wenig im Kreißsaal bleiben und erlebte so alles mit, was die Hebamme mit Paul machte und das Beste war, das sie ganz tolle Bilder von Paul und von uns mit Paul gemacht hat, die wir dann auch mitbekamen. Das sind unsere Familienfotos, unsere wertvollsten Erinnerungstücke. Die Hebamme schrieb auch eine Karte, mit den Geburtsdaten, dem Gewicht und den Maßen und dem oben abgeschriebenen Spruch. Wir haben uns und ihn sehr gewürdigt gefühlt.

Erst als das alles abgeschlossen war wurde ich für die OP abgeholt. Irgendwie hat das alles gepasst und sollte wohl so sein. Michi blieb mit Paul im Kreißsaal und genoss dort die erste Zeit mit seinem Sohn während er auf meine Rückkehr wartete. ich sollte eigentlich noch einmal in den Kreißsaal nach der OP zu Beobachtung.Vor der OP und vor allem vor der Vollnarkose hatte ich unheimlich viel Angst.  Aber als es dann soweit war, wusste ich jetzt wird alles gut, das schaffst du auch noch und genau so war es auch….

Nach der OP kam ich direkt vom Aufwachraum wieder auf die Station, da es mir so gut ging, das ich nicht noch mal in den Kreißsaal zur Überwachung musste. Dort warteten mein Michi und Paul auf mich. Paul lag in seinem kleinen Körbchenbett, eingekuschelt in die Decke die wir gekauft hatten. Michi hatte die Schmetterlingskerze angezündet die wir mit ins Krankenhaus genommen hatten. Heute steht sie bei uns im Wohnzimmer und wir zünden sie jeden Abend für Paul an. Ich verlangte sofort Paul in den Arm zu bekommen. Und dann begann eine wundervolle und so friedliche Zeit. Ich genoss es so sehr ihn im Arm zu halten, zu streicheln und zu spüren. Ich wusste du musst jeden Moment intensiv genießen  und alle eindrücke aufsaugen, denn irgendwann am Tag wirst du vermutlich bereits entlassen und musst gehen und Paul dort lassen. Ich hatte ihn die ganze Nacht bei mir und den ganzen nächsten morgen. Wir hatten uns eine Segnung für Paul gewünscht, ein Ersatzritual für die Taufe. Wenn ein Kind tot zur Welt kommt ist eine Taufe im eigentlichen Sinn nicht mehr möglich. Aber es gibt dieses Ersatzritual. Die Schwester der Station informierte dafür die Rufbereitschaft der Wiesbadener Klinikseelsorgen, da wir ja bereits Samstag hatten und die lieben Menschen die uns vorher begleitet hatten nun nicht mehr da waren. Wir bekamen eine Kerze und so eine Art Urkunde in der ein wunderschöner Bibelspruch stand, Pauls Name und sein Geburtsdatum. Es war wirklich schön und hat uns viel bedeutet. Zu der Segnung kamen meine Mutter und mein Bruder auch ins Krankenhaus.

Zur Mittagszeit, kam es dann wie es kommen musste….Mir ging es körperlich so gut, dass ich entlassen wurde. Die Ärztin sagte uns aber das uns das Zimmer noch zur Verfügung steht und wir Abschied nehmen können solange wie wir es brauchen. Wir können den Zeitpunkt bestimmen an dem wir gehen. Das nutzten wir auch noch einmal lange. Ich muss jedoch sagen, ich hätte den Zeitpunkt allein nicht bestimmen können. Ich wollte ihn nicht hergeben… 🙁 Ich war wie gefangen und erstarrt. Mein Liebster spürte das und gab mir ein Zeichen, das mich aus meiner Erstarrung löste und wir klingelten nach der Schwester die Paul dann abholte. Paul war in seinem Körbchenbett, eingekuschelt in die weiche Decke, neben ihm sein Hund und ein kleiner blauer, gehäkelter Schmetterling. Noch ein paar Worte zu diesem Schmetterling….. als wir uns bei der Beratung die Bekleidung für Paul aussuchen durften, bekamen wir auch ein handgearbeitetes Schmetterlingspärchen geschenkt. Diese Schmetterlinge werden von den Dernbacher Ordensschwestern gehäkelt. Einen bekam Paul mit und einen haben wir behalten. Er ist zu Hause mit an Pauls Platz. Die Schwester hatte Tränen in den Augen, als sie Paul abholte. Ich weinte und weinte…. Wir saßen noch eine Weile in dem Krankenzimmer bis ich mich wieder beruhigt hatte. Dann bekam ich meinen Entlassbericht und ließ mir im Mutterpass noch Pauls Tod dokumentieren. Denn Paul bekam keine Sterbeurkunde und auch keine Geburtsurkunde, da er nicht lebend mit weniger als 500 Gramm zur Welt kam. Da ich für ihn aber unbedingt eine Beurkundung nach §31 haben wollte, war dies notwendig. Leider wissen die meissten Ärzte nicht was es damit auf sich hat, sind nicht ausreichend über dieses Gesetz informiert und können auch so die Eltern nicht informieren. Durch das Buch der Familie Martin war ich aber sehr gut informiert und mir war es wichtig, das Paul auch seine Geburtsurkunde erhält und das wir etwas für unser Familienstammbuch haben das dokumentiert das es Paul gab. Mehr schreibe ich dazu aber nicht, ich möchte ganz bald einen eigenen Beitrag dazu machen, da dieses Thema es wert ist, für sich und ganz ausführlich behandelt zu werden. Ich musste aber der Ärztin erst einmal ganz genau erklären, was und warum ich das so genau dokumentiert haben wollte.

Danach fuhren wir heim und ein neuer Lebensabschnitt begann. dieser Abschnitt wird nie enden bis wir Sterben. Das Leben als Sterneneltern…..

Eine Begebenheit und für uns ein kleines Wunder möchte ich noch erzählen. Am 01. Mai war ich bei meiner Mutter zu besuch. Michi musste arbeiten und ich hatte einen schlechten Tag und konnte nicht alleine bleiben. Ich war traurig, niedergeschlagen und verzweifelt.  Drei Wochen nach Pauls Geburt. Dann rief Michi mich von der Arbeit aus an und sagte er müsse mir unbedingt etwas erzählen. Er stand vor dem Haus seiner Arbeit auf dem Parkplatz, als ein fremdes Auto auf das Gelände fuhr. Eine Frau stieg aus, die Michi nicht direkt erkannte. Sie aber hatte Michi erkannt, im vorbeifahren von der Bundestraße aus. Sie hat dann wohl zu ihrem Freund gesagt, er solle umdrehen, denn sie müsse jemanden hallo sagen. Als sie auf Michi zukam, fragte sie ob er sich noch an sie erinnern könnte. Michi kam nicht direkt darauf und so stellte sie sich als Hebamme aus dem Kreißsaal der HSK Wiesbaden vor. Sie hatte uns begleitet an diesem Tag, an Pauls Geburt. Sie sagte sie hätte noch oft an uns und Paul Gedacht. Sie wusste seinen Namen noch!!!!! Sie fragte nach mir und sagte noch, es sei ihr ein Bedürfnis uns alles Gute zu Wünschen und das sie sehr hofft uns irgendwann wieder im Kreißsaal zu sehen, wenn Pauls Geschwisterchen geboren wird. Wir hätten nie damit gerechnet, noch mal jemanden aus dem Krankenhaus zufällig zu treffen und erst recht dachten wir nicht das wir und Paul dort so in Erinnerungen geblieben sind. Für uns war es eine zauberhafte Begebenheit, die vor allem mich an diesem Tag aus meinen tiefen, dunklen Loch holte und mich mit Glück und Stolz auf mein Kind erfüllte.

Das lasse ich jetzt erst einmal so stehen und erzähle in einem der nächsten Beiträge  von unserer Trauerarbeit.

Alles Gute für Euch

Eure Jessica mit Paul im Herzen.

 

 

 

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