Wir waren also wieder zu Hause! Ohne Paul im Arm und ich mit leerem Bauch. Unsere Herzen so leer und auf der anderen Seite zum platzen gefüllt mit so viel Liebe. Wir hatten aus diesen Tagen so viel Liebe mitgenommen. Ich habe Paul versprochen ihn immer zu lieben und niemals zu vergessen! Aber es tat so weh…. so unglaublich weh. Ich hatte keine Ahnung wie ich wieder ins normale Leben zurück finden sollte. Wie sollte ich mit anderen Menschen sprechen, die doch nicht wussten wie Sie mir begegnen sollten??
Ich wollte mich am liebsten einigeln und mit Niemandem zusammen sein, außer mit Michael und unserer Familie!
Wenn ich morgens aufwachte schlich ich mich ins Wohnzimmer , setzte mich vor Pauls Gedenkecke und spürte ihm nach. Ich betrachtete seine Fotos und alles was wir an Erinnerungen gesammelt hatten. Ich weinte und weinte jeden Morgen, jeden Tag, jeden Abend! Ich schlief ein mit diesem unbeschreiblichen Schmerz in mir und wachte mit diesem Schmerz wieder auf. Die Nächte verliefen zum Glück ruhig und traumlos. Im Traum spürte ich nichts… einfach nichts und das war eine Wohltat. So konnte ich mich für die Tage regenieren. Michael stützte mich in dieser Zeit ungemein. Er war so stark!! Er war noch ein paar Tage krank geschrieben, aber relativ schnell ging für ihn das Arbeitsleben wieder los. Für mich undenkbar…. Ich brauchte nach wie vor Zeit mich von der Geburt zu erholen und vor allem psychisch wieder soweit zu kommen, das ich in der Lage war mich wieder anderen Themen widmen zu können. Ich nutzte die Zeit um ganz nah bei Paul zu sein. Ich fing an ihm zu schreiben. Ich begann die „Briefe an Paul “ Reihe. Das war irgendwie eine schöne Zeit, denn ich fühlte mich ihm nahe, hielt Zwiesprache mit ihm und fühlte mich so weniger einsam!! Weniger schmerzerfüllt, weniger leer….
Es tat wirklich sehr gut! Einige Monate später entstand dann dieser Blog.
Ich gestaltete unseren Balkon schön und vor uns lag noch ein Kurzurlaub mit Freunden. Eine große Herausforderung für mich, denn ein befreundetes Pärchen, reiste mit ihrem wenige Monate alten Baby und das andere Pärchen erwartete etwa zu Pauls errechnetem Entbindungstermin ihr 3. Kind….. Und wir waren dabei, ohne unser so sehr herbeigesehntes Wunschkind!! Mit Blick in eine ungewisse Zukunft…. wie würde es für uns weiter gehen? Eines stand fest! Der Kinderwunsch war nun stärker denn je! Es war ziemlich verrückt, denn auf der einen Seite war da die Trauer um Paul und dieser Schmerz, der und zu erdrücken schien in manchen Momenten und auf der anderen Seite, wäre ich am liebsten schon wieder schwanger gewesen… Zu keiner Zeit, wollte ich irgendwie ein Kind durch das andere ersetzen, aber es war ganz klar, das wir unser Seelenheil darin finden würden ein Kind an der Hand zu haben.
Wie recht wir haben würden, das erfuhren wir fast zwei Jahre später durch die Geburt von Pauls kleinem Bruder….
Der Urlaub war wunderschön und tat uns allen sehr gut!! Trotzdem gab es Momente in denen es mich unglaublich schmerzte zu sehen was unsere Freunde hatten und was uns zunächst verwehrt blieb!!
Wieder zu Hause angekommen schrieb ich weiter meine Briefe an meinen Jungen und sammelte Kraft! Mittlerweile wollte ich schon gerne wieder arbeiten gehen, aber die Angst vor der Begegnung mit so vielen Menschen war noch ziemlich groß!!
Übrigens musste ich mich über die komplette Zeit krank schreiben lassen, denn einen Anspruch auf Mutterschutz hatte ich nicht… Paul war zu leicht!!! 500 Gramm beträgt die Grenze ab der der Gesetzgeber scheinbar eine Geburt auch als solche anerkennt!! Ein weiterer Stich in mein geschundenes Mutterherz!!
So allmählich möchte ich zum Ende dieses Beitrages kommen, denn wir sind hier an einem Punkt angelangt der bis heute gleich geblieben ist….
Wir sind Eltern!!! Michael und Jessica, die Eltern von Paul und mittlerweile auch von Phillip!! Sternenkind und Regenbogenkind!! Das ist etwas ganz besonderes, denn wir sind Eltern von zwei Jungs!! Einen tragen wir für immer im Herzen und einen begleiten wir durch sein Leben und halten ihn fest an der Hand. Das wir Eltern von zwei Jungs sind ist nicht immer sichtbar. Das macht die Situation so besonders…. ich sage immer, das wir als Eltern auserwählt wurden ein Sternenkind zu haben und das es unsere Aufgabe ist, dafür zu sorgen das Paul nicht vergessen ist. Das er sichtbar wird!! Als Teil unserer Familie….
Paul hat uns das erste mal zu Mama und Papa gemacht!! Die Zeit mit ihm war unvergesslich und niemals werden wir auch nur einen Teil seiner Geschichte missen wollen!! Es ist unsere Geschichte als Familie ❤️
Paul, wir lieben Dich und irgendwann sehen wir uns wieder….